Geschichte der Neupfarrkirche

Neupfarrkirche: Ein Ort der Begegnung und des Austausches

Die Neupfarrkirche steht an einer Stelle, die von alters her der Spiritualität – einem Grundbedürfnis der Menschen – dient. Das Areal um das ehemalige Westtor des römischen Legionslagers ist wohl schon seit spätrömisch-frühgermanischer Zeit von Juden besiedelt. Sie unterhalten vor Ort eine Synagoge und Talmudschule, die im Hochmittelalter bedeutenden Rang erreicht.

Im Jahr 1519 beschließt die reichsfreie Stadt Regensburg angesichts ihrer desolaten wirtschaftlichen Lage die Vertreibung der Juden. Der Rat der Stadt folgt dem im mittelalterlichen Europa üblichen Muster: Abbruch der Synagoge und Ersatz dieser durch eine Marienkirche. Es entsteht für kurze Zeit eine übersteigerte Wallfahrt an diese Stätte. Die Baupläne der Wallfahrtskirche sind entsprechend ambitioniert, werden aber nur zum Teil ausgeführt. In dieser Zeit des Umbruchs, kurz nach dem Thesenanschlag von 1517 und dem Zeitalter des Humanismus und der Reformation, wendet sich die Mehrheit der Regensburger Bürgerschaft dem evangelischen Glauben zu. So werden Stadt und Baustelle 1542 evangelisch-lutherisch. 

 

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Die reformatorische Bewegung strahlt von da an bis zum Dreißigjährigen Krieg von der Neupfarrkirche nach Südosteuropa aus. Somit kann sie als die Mutterkirche der Reformation entlang der Donau und ihren Nebenflüssen bezeichnet werden.

Durch die Glaubenskriege und spätere Verfolgungen im Zuge der Gegenreformation wird das evangelische Regensburg mit seiner Neupfarrkirche ab dem 17. Jahrhundert zum Zufluchtsort v.a. von Flüchtlingen aus Südosteuropa. Auch in jüngerer Vergangenheit gibt die Gemeinde Zuwanderern ein Zuhause. Der Sprengel Kreuzkirche im Stadtosten ist aus der Barackenkirche eines Flüchtlingslagers der Nachkriegszeit entstanden. Bis vor wenigen Jahren gab es in dem Viertel ein Auffanglager für Spätaussiedler u.a. aus Russland und Kasachstan.

Die Neupfarrkirche bezeugt wie kaum ein anderer Platz in Regensburg das Ringen um Glauben und freien Geist. Während in der Talmudschule die Diskussionskultur erblüht, suchen später viele nach Erlösung in der katholischen Wallfahrt, andere gelangen über die Reformation und den Humanismus zur Eigenverantwortung vor Gott, und das Zeitalter der Aufklärung versucht, Brücken zwischen Naturwissenschaft und Glaube zu schlagen.

Der heutige Status als Universitätskirche erlaubt den Wissenschaftlern, sich mit Kanzelreden in den Dialog von Kirche und Welt einzubringen.

Autor: Harald Berghoff

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