"Hört einmal auf zu plaudern und merkt auf die Predigt" - Evangelisch in Regensburg 1517 bis heute

Unter diesem Titel liegen die Vorträge von Dr. Christine Gotfriedsen jetzt gedruckt vor. Die Leiterin des evangelischen Kirchenarchivs schilderte im Rahmen des Reformationsgedenkens 2017 die Regensburger Kirchengeschichte von der Reformation bis heute anhand von Dokumenten und Briefen aus fünf Jahrhunderten: 
Es dauerte gut 20 Jahre, bis sich die Freie Reichsstadt Regensburg offiziell der Reformation anschloss. Als am 15. Oktober 1542 die Reformation in Regensburg eingeführt wurde, änderte sich auch die Kirchenhierarchie in der Stadt. Die ehemalige Wallfahrtskapelle zur Schönen Maria wurde zur ersten evangelischen Kirche der Stadt und erhielt als neue Pfarre den Namen Neupfarrkirche. Die Geschichte des evangelischen Regensburg ist auch eine Geschichte der Neupfarrkirche, an der viele herausragende Theologen wirkten. Nikolaus Gallus, Salomon Lenz, Jacob Christian Schäffer, um nur einige zu nennen. Leicht war das Zusammenleben mit den Gesandten aus aller Herren Länder nicht immer für die evangelische Gemeinde - so plauderten die hohen Herren oft während des Gottesdienstes miteinander - einer Magd riss am 4. Advent 1731 der Geduldsfaden: "Hört einmal auf zu plaudern und merkt auf das Evangelium" rief sie ihnen zu. Die Anwesenden erstarrten und erwarteten ein Strafgericht für die Magd - doch dieses blieb aus und die Gesandten benahmen sich ein bisschen besser. Solche Anekdoten finden sich immer wieder in der Kirchenbüchern und vermitteln ein lebhaftes Bild des kirchlichen Alltags in Regensburg. Dazu die Integration der Glaubensflüchtlinge, die in Regensburg Zuflucht suchten und fanden, die verheerenden Pestepidemien, die Kontroversen um die Einführung eines neuen Gesangbuches als Ausdruck der theologischen Gegensätze zwischen Pietisten und Rationalisten, immer wieder das konfessionelle Miteinander in der Stadt, und ausführlich und - eindrucksvoll belegt mit einem Gemeindebrief und einer Kanzelabkündigung von 1939 - die Regensburger evangelische Kirche im Nationalsozialismus. Mit einem kurzen Überblick über die Entwicklungen nach 1945 bis heute endet die evangelische Kirchengeschichte der Stadt.
Das Büchlein ist in der Reihe "Regensburger kleine Beiträge zur Heimatgeschichte", Heft 9 erschienen und im Pfarramt, Pfarrergasse 5, für 8,80 Euro erhältlich.